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Leitgedanken zur Partizipation in der Seminargestaltung des Bereichs Kindertageseinrichtungen

Präambel

Der Bereich Kindertageseinrichtungen (FB2.1) veranstaltete im Februar 2018 ein Referententreffen zum Thema „Partizipation in der Erwachsenenbildung“. Gemeinsam erarbeiteten die Beteiligten Ideen, Vorschläge und Bedingungen, die eine partizipative Seminargestaltung für sie ausmachen, welche in diesen Leitgedanken zusammengefasst sind. 

Für uns stellt die Beteiligung auf Teilnehmerseite die Basis für eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung dar. Aus wissenschaftlicher Sicht werden neue Erfahrungen sowie die Entwicklung von Kompetenzen ermöglicht, wenn ein Anknüpfen an das individuelle Vorwissen, die berufliche Praxis und die persönlichen Werte, kombiniert mit aktuellem Wissen, Austausch und Reflexion in Fortbildungen, stattfindet. Das trägt dazu bei, dass die Handlungssicherheit (Performanz) für berufliche Herausforderungen in den Kindertageseinrichtungen erweitert wird (vergleiche unter anderem Veröffentlichungen der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte).

Deshalb sollten Referierende (Lern-)Erfahrungen in Seminaren möglichst partizipativ gestalten. Darüber hinaus werden Teilnehmende dazu motiviert, partizipative und inklusive Angebote für Kinder und deren Familien bereitzuhalten, indem sie in Seminaren oder Teamfortbildungen selbst Partizipation erleben. Es soll dazu ermutigt werden, Werte sowie Haltungen zu reflektieren, weiter zu denken und sich gesellschaftlich einzubringen. Das bedeutet auch, Partizipation als Grundhaltung und Querschnittsthema mit in die Einrichtungen zu nehmen, um eine persönliche und gemeinsame Positionierung hinsichtlich Partizipation zu entwickeln. Dadurch können Strukturen für Demokratie im pädagogischen Alltag sowohl auf Kinder- als auch auf Erwachsenenebene geschaffen und gelebt werden. Das entspricht auch dem gesetzlich verankerten Auftrag der Umsetzung von Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, an allen sie betreffenden Entscheidungen. Gesetzliche Grundlagen hierfür sind u.a die UN-Kinderrechtskonvention 1989, das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII), das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz sowie der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan.

 

Partizipative Seminarplanung und -gestaltung

Partizipation stellt bereits bei der Konzipierung und Planung von Seminaren ein grundlegendes Prinzip dar. Dies setzt eine ergebnisoffene und selbstreflexive Haltung der/des Referent*in voraus und führt zu einer klaren Definition und kritischen Auseinandersetzung mit der Referentenrolle: weg vom reinen Vermitteln von Inhalten hin zur Begleitung der Teilnehmenden, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten selbstorganisiert erweitern. Sie sollen dabei ihre eigenen Lernwege entdecken bzw. nutzen können. Dazu ist es wichtig, den Rahmen zu schaffen für eine aktive, freiwillige Mitgestaltung und konstruktives Feedback.

Referierende ermöglichen dadurch Teilnehmenden, Qualität und Unterschiede der verschiedenen Partizipationsgelegenheiten kennenzulernen: Einbezogen sein ist etwas anderes als teilzunehmen oder teilzuhaben, mitwirken etwas anderes als beteiligt sein oder mitbestimmen zu können. Eine Auseinandersetzung und die Wahrnehmung der unterschiedlichen Qualitäten tragen zu einer Professionalisierung der Erziehungskräfte bei.

Grundlagen einer partizipativen Seminargestaltung sind eine wertschätzende und fehlerfreundliche Lernatmosphäre, eine ressourcenorientierte Einstellung gegenüber Teilnehmenden sowie das Wahrnehmen von Emotionen und ein konstruktiver Umgang damit.

So kann ein Raum entstehen, in dem die Teilnehmenden ihre eigenen Erwartungen, Bedarfe und biografischen Aspekte in Bezug auf das Seminarthema und frühere Lernerfahrungen einbringen. Dadurch übernehmen sie Verantwortung für das eigene Lernen. Eine passive Teilnahme wird dabei als individuelle Lernform respektiert. Bei gemeinsamen Entscheidungen im Fortbildungsprozess werden Perspektiven von eher passiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Minderheiten beachtet.

Referierende ermutigen die Teilnehmenden, eigene Lernprozesse selbst zu zu planen und individuelle Lernziele für sich festzulegen. Sie beraten und begleiten sie bei deren Umsetzung in die eigene Praxis und der Reflexion des Transfers, d.h. sie unterstützen die Entwicklung metakognitiver Kompetenzen (**). Diese Anforderungen entsprechen dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Wirksamkeit von Angeboten in der Erwachsenenbildung.

In Abstimmung mit dem PI/FB2.1 übernehmen Referierende die Verantwortung für die Gestaltung des Seminars. Sie geben den inhaltlichen wie strukturellen Rahmen vor und bleiben flexibel in der Durchführung, um in Absprache mit den Teilnehmenden Schwerpunkte zu setzen. Ablauf sowie Ziele des Seminars werden transparent gemacht, damit sowohl Möglichkeiten, als auch Grenzen der Partizipation deutlich werden. Eine entsprechende Raumgestaltung, Methodenvielfalt und Materialauswahl unterstützen eine partizipative Seminardurchführung (*).

 

Kooperation von Referierenden und PI/FB2.1 zur Verwirklichung von Partizipation

Der Austausch zwischen den Referierenden und dem PI/FB2.1 steht sowohl bei der Seminarplanung und -nachbereitung als auch in der Programmplanung im Vordergrund. Durch Evaluation und gemeinsame Reflexion können Seminare weiterentwickelt und stetig verbessert werden. Das PI/FB2.1 ist dabei offen für Anregungen, Ideen, Versuche und Visionen in Bezug auf neue Themen, Formate und Lernorte. Die dabei entstehenden (Änderungs-)Vorschläge werden in einem partizipativen Aushandlungsprozess zwischen dem PI/FB2.1 und den Referierenden auf Durchführbarkeit und Grenzen hin eingeschätzt.

Konzeptionelle und organisatorische Möglichkeiten und Handlungsspielräume für die Verwirklichung von Partizipation in Seminaren können den  Rahmenbedingungen (*) entnommen werden.

Das PI/FB2.1 ist bestrebt, im gesamten Programmablauf und Seminarzusammenhang auf Partizipationsmöglichkeiten zu achten, diese transparent zu machen und dabei flexibel zu bleiben.

Die Vision des Fachbereichs Kindertageseinrichtungen des Pädagogischen Instituts München (PI/FB2.1) ist es, sich als lernende Organisation durch beständige Reflexion zu verbessern und gemeinsam mit allen Akteuren eine partizipative Lernkultur weiterzuentwickeln.

* Rahmenbedingungen, Handouterstellung

** Bildungsarbeit wirksam gestalten (Symposium PI 2015)

 

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